Aus dem Sanella-Album Australien Neuseeland

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Seite 05

Ich heiße Jim Bradley und bin 16 Jahre alt. Dieses hier ist mein Tagebuch. Als ich noch zur Schule ging, bekam ich immer eine 4 im Aufsatzschreiben. Da ordnete mein Vater eines Tages an, ich solle einmal wöchentlich aufschreiben, was ich so erlebte. Na - und daraus ist dann so nach und nach ein richtiges Tagebuch geworden. Mir machte die Sache Spaß und die Aufsatzzensuren wurden besser. Unsere Farm liegt in Kimberley, im Nordwesten Australiens, gut 150 Meilen von der Küste entfernt. Als mein Urgroßvater vor rund 100 Jahren nach Australien einwanderte, um Gold zu suchen, fand er zwar nur wenig Gold, aber viel, viel Land! Und deshalb begann er schließlich Rinder zu züchten. Er baute seine Station - so nennen wir hier die Farmen, die Vieh züchten - mitten hinein in das Land zwischen Panton, Ord und Margaret, weil es zwischen diesen Flüssen Weide und Wasser für das Vieh gab und vielleicht auch, weil ihm die weite Savanne so gut gefiel. Ich kann das gut verstehen, denn es ist wirklich ein wunderbares Land hier! Besonders im Frühjahr, wenn der Monsun den ersten Regen bringt! Das Gras schießt hoch, und leuchtend bunte Blumen ringeln sich mit ihren Stengeln und Trieben um das wuchernde Akaziengestrüpp. Das ist so schön, daß man es nicht beschreiben kann. Ich möchte jedenfalls an keiner anderen Stelle leben. Wenn es nur manchmal nicht so verflixt heiß wäre! Die Hitze kann uns manchmal schon zu schaffen machen! Dann flimmert die Luft wie ein alter Film im Kino, und die Augen brennen vom Staub und Schweiß. Das Gras wird gelb und braun, und die Flüsse trocknen aus. Ja - das ist hier in Australien anders als bei euch in Deutschland! Im Sommer kann man hier durch die meisten Flüsse hindurchgehen, ohne nasse Füße zu bekommen.

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Nein - ich schneide nicht auf! Fast alle Flüsse in Australien führen nur in der Regenzeit Wasser, dann aber häufig so viel, daß sie zu reißenden, gefährlichen Strömen werden. Nicht selten sind dann die Ufer weithin überschwemmt. In der übrigen Zeit des Jahres ist das Flußbett ausgetrocknet. Nur hier und da findet sich ein verschlammtes Wasserloch. Das Wichtigste hätte ich bald vergessen: die Station nannte mein Urgroßvater Green Gate, wegen des grünen Gatters, das den Weg zur Viehtränke verschloß. Green Gate heißt unsere Farm auch heute noch. Natürlich ist das Tor inzwischen ein paarmal neu gemacht worden. Mancher Stier hat schon versucht, die Querbalken auf seine Hörner zu nehmen. Und erst in der vergangenen Woche hat mein Bruder Steve - der ein netter Kerl, aber ein schlechter Autofahrer ist - beim Rückwärtsfahren mit dem Lastwagen den rechten Pfosten umgerissen. Aber die Hauptsache: das Tor steht noch wie vor 100 Jahren, und grün ist es auch!

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